Das monumentale Triptychon WERDEN- SEIN- VERGEHEN ist das Hauptwerk von Segantini. Ich stand vor den Gemälden im Museum, spürte die ganze Intensität seiner Kunst und hatte eine Gänsehaut. Das Werk des Malers Giovanni Segantini konnte mit Beteiligung des Segantini Museums, der Bürger der Gemeinde St. Moritz, des Kurvereins St. Moritz und der Gottfried-Keller-Stiftung, als Ganzes der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Im Kuppelrundbau des Segantini Museums in St. Moritz hat es einen würdigen Platz gefunden. Wer die Gelegenheit hat, sollte unbedingt das sehenswerte Museum besuchen.
Werden (La vita), 1896-1899 Öl auf Leinwand 190 x 322 cm

Sein (La natura), 1897-1899 Öl auf Leinwand 235 x 403 cm

Vergehen (La morte), 1896-1899 Öl auf Leinwand 190 x 322 cm

Segantini wollte Gefühle malen und Gefühle erzeugen
Im Engadin und im Bergell wurde ich auf Giovanni Segantini aufmerksam. Mein Weg führte mich unbewusst an Plätze, wo seine Staffelei stand. In Soglio hat Segantini die Winter verbracht. Der einmalige Blick über die Kulturlandschaft der Bergwiesen Soglios bis hin zur Granitwelt der Bodascagruppe hat ihn inspiriert. Er wollte Gefühle malen und Gefühle erzeugen. In seinen Bildern spürt man das harte Leben und die Naturverbundenheit der Bergbauern. Die Bilder im Segantini Museum in St. Moritz erzeugen eine Harmonie zwischen Mensch und Natur, die mich berührt.
Sein Leben begann als Albtraum
Geboren wurde Segantini 1858 in Arco am Gardasee. Als er sieben Jahre alt war starb seine Mutter. Mit seinem Vater zog er nach Mailand, wo sein Vater starb. Als Vollwaise kam er zu seiner Stiefschwester. Arm und mittellos lebte er mit zwölf als Straßenkind in Mailand. Dort wurde er aufgegriffen und in eine Erziehungsanstalt gebracht.
Dort entdeckte ein Geistlicher das Talent des jungen Giovanni Segantini. Als ein eineinhalbjähriges Mädchen starb, sollte er eine Totenmaske zeichnen. Das musste für den jungen Segantini ein Schlüsselerlebnis gewesen sein. „Diese erste Zeichnung ist für ihn die Wiege seiner Kunst“, sagt seine Enkelin Gioconda Leykauf-Segantini in einem Interview. Von da an besuchte er Abendschulen, um sein zeichnerisches Talent auszubauen. Aus widrigsten Verhältnissen musste er sich hochkämpfen. Sein Fleiß, sein Talent und seine Beharrlichkeit machten ihn zu Lebzeiten zur Legende und zu einem der populärsten Maler Italiens. Er konnte mit seinem Zeichenstift Gefühle ausdrücken und Gefühle wecken.
Kuppel des Segantini Museum in St. Moritz

In Maloya erlebte Segantini seine künstlerischen Höhepunkte
Später gründete er in Norditalien sein erstes Atelier. Hier entstand sein berühmtes Bild „Ave Maria auf der Überfahrt“. Trotz künstlerischer Erfolge war Segantini immer in Geldnot. Er bevorzugte einen gehobenen Lebensstil und musste für sich und seine sechsköpfige Familie den Lebensunterhalt verdienen. Nach einigen Umzügen landet er in Maloya im Engadin. Das reine, klare Licht in den Bergen inspirierte ihn zu neuen Kunstwerken. Hier erlebte der Maler die Höhepunkte seines künstlerischen Schaffens. Im September 1898 , beim Malen an seinem großen Alpentriptychon auf dem hochgelegenen Schafberg, erkrankte Segantini an einer akuten Bauchfellentzündung und starb mit 41 Jahren. Seine letzten Worte waren: “Zeigt mir meine geliebten Berge”.
Stationen die zu besichtigen sind:
- Segantinihaus mit Atelier in Maloya
- Segantini Museum in St. Moritz. Sie sollten keinesfalls einen Besuch versäumen wenn Sie in der Nähe sind. Das Museum zeigt in einem eigenen Raum das große Alpentriptychon und viele andere berühmten Werke des Künstlers.
- Sentiero Segantini – Segantini Wanderweg. Der zweistündige Weg auf den Spuren Segantinis beginnt bei der Casa Segantini in Maloya und führt rund um Maloya, zu Stationen wo er gemalt hat. Zwölf Schautafeln dokumentieren einen Dialog von Kunst und Natur.
Weiterführende Informationen:
www.segantini.com
www.segantini-museum.ch
Segantini Museum
Kulturführerin Edith Müller-Gutjahr erzählt im Segantini Museum von Giovanni Segantinis Alpentriptychon: “Werden – Sein – Vergehen”.


Kinofilm Giovanni Segantini Magie des Lichts.
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Mein Dank gilt Edith Müller-Gutjahr für die interessanten Informationen und dem Segantini Museum für die Fotoerlaubnis.
Ich stehe gerade vor einer grossen Gemäldekopie namens “Primavera sulle Alpi” von Giovanni Segantini, in unserer Stube aufgehängt. Im Bild ist das Dorf Soglio (“la soglia del Paradiso”, die Schwelle zum Paradies, laut Segantini) deutlich erkennbar. Aber das Bild “La vita” (auch in Soglio entstanden) ist aussagekræftiger. Liebe Grüsse