„Only the first step on the moon was nicer“ waren die ersten Worte von Astronaut David Scott, als er nach einem Rundflug über Paris aus dem Zeppelin stieg. Das Flugerlebnis in einem Luftschiff ist faszinierend und bietet Emotionalität, welche nicht so leicht zu überbieten ist. Passagiere zeigen nach der Landung eines Zeppelin freudestrahlende Gesichter.
An einem schönen Maitag durfte ich mit dem Zeppelin vom Flugplatz Oberschleißheim bis Friedrichshafen mitfliegen. Zeppelin Flugkapitän Hans-Paul Ströhle machte zuerst seinen Kontrollgang um den 75 Metern langen Zeppelin, der etwas größer ist als der Airbus A380. Alle Systeme sind doppelt vorhanden und, wie beim Airbus, sind alle Sicherheitsvorschriften einzuhalten. Das beginnt bei der Pilotenausbildung. Zum einjährigen Training in Theorie und Praxis werden nur Piloten zugelassen, die mindestens 1000 Flugstunden absolviert haben. Meist sind es Helikopterpiloten, die eine Pilotenlizenz für Luftschiffe erwerben.
Einmaliges Flugerlebnis mit dem Zeppelin
Flugkapitan Hans-Paul Ströhle, Copilot Jörg Straub, eine Stewardess und wir zwei Gäste sind in den Zeppelin eingestiegen. Die Türe wird geschlossen, wir schnallen uns an, die Propeller brummen, der Zeppelin hebt vom Boden ab. Ich sehe im Blick nach hinten den Fernsehturm und die Türme der Frauenkirche, die aus dem Smog der Stadt München herausragen.
Wir drehen nach Südwest ab, bald schweben wir über dem grünen Auwald der Ammer. Wir sehen das Kloster Andechs und den Ammersee. Der Zeppelin gleitet gemächlich mit 60 – 70 km/h über die ziegelroten Dächer von Dörfern und Siedlungen. Panoramascheiben bieten freien Blick auf die Strukturen der Agrarlandschaften unter uns. 300 Meter über Grund dürfen wir die Anschnallgurte lösen und im Zeppelin umhergehen. Es ist ein fantastisches Fluggefühl, ohne Erschütterung, langsam, schwerelos und fast lautlos zwischen Schönwetterwolken dahinzuschweben.
Mit dem Zeppelin erlebe ich neue Perspektiven auf meine Heimat
Die Landschaft wird kleinteilig und hügelig, als wir den Lech überfliegen und im Ostallgäu ankommen. Wie ein Fjord liegt der türkisfarbene Forggensee vor den Ostallgäuer Bergen. Die Frühlingswiesen stehen in Blüte und Löwenzahn verleiht ihnen einen goldgelben Flaum. Flugkapitän Hans-Paul Ströhle steuert den Zeppelin geradewegs auf Schloss Neuschwanstein zu. Wir schweben in Augenhöhe an den Königsschlössern vorbei. Dabei fällt mir ein, dass König Ludwig II. Testflüge mit einem am Seil schwebenden Ballon vom Balkon von Schloss Neuschwanstein über den nahegelegenen Alpsee geplant hat. Es hätte funktioniert, weiß man heute.
Mit dem Zeppelin erlebe meine Allgäuer Heimat aus ganz neuer Perspektive. Der Flug ist wie ein Tagtraum. Wir fliegen mit dem Zeppelin über Wiesen, Wälder und Auen, dazwischen braune Moore, blaue Seen und Weiher. Ich sehe Höfe mit Kuhherden, Pferden und manchmal einen Traktor auf einem Feldweg. Wir gleiten entlang der Allgäuer Hochalpen, über die Allgäuer Voralpenlandschaft entlang der Nagelfluhkette bis Oberstaufen im Westen. Die Landschaft ändert sich, als wir uns Lindau nähern. Hier ist die Agrarlandschaft dem Willen der Obstbauern unterworfen. Gerade Linien und exakt gezogene Baumreihen sehe ich. Die Landschaft wechselt ab zwischen Obstplantagen und Streuobstwiesen. Der Bodensee ist erreicht und bald setzen wir zur Landung in Friedrichhafen an. Die im Zeit im Zeppelin verging wie im Flug. Mein Entschluss steht fest: Ich komme wieder.
Fotoimpressionen vom Zeppelin und Blick in die Zeppelinwerft










Die amerikanische Firma Goodyear, bestellte drei Luftschiffe des Typs Zeppelin LZ N07-101, jeweils zum Preis von 14,5 Millionen Euro. Das ist der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte der Zeppelin Luftfahrttechnik.





Im modern eingerichteten Flugrestaurant der Zeppelinwerft können Sie Wartezeiten bei einer Tasse Kaffee überbrücken.


Werksbesichtigung
1993 wurde nach langer Pause die Tradition des Zepplinbaus in Friedrichshafen wieder aufgenommen. Die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH wurde mit dem Ziel gegründet, Luftschiffe für den Passagierflug und für Spezialeinsätze zu bauen. Der erste Zeppelin Neue Technologie (NT) startete am 18. September 1997.
Ich erlebe eine Führung durch die Flugschiffwerft. Zwei Zeppeline stehen in der Halle. Es dauert eineinhalb Jahre bis zur Fertigstellung. Ein Großauftrag von Goodyear sorgt derzeit für Vollbeschäftigung. Die Firma Zeppelin ist weltgrößter Produzent für Luftschiffe. Dafür werden ständig technische Innovationen entwickelt.
Die Zeppelinhülle
Die Hülle besteht aus einem Dreischichtmaterial, welches UV-beständig, reißfest und gasdicht ist. Es wird von einem Hersteller geliefert, der auch Raumfahrtanzüge für die NASA anfertigt. Zeppeline sind sog. Starrluftschiffe mit einem Gerippe aus Aluminium- und Karbonträgern. Gefüllt wird die Hülle mit nichtbrennbarem Heliumgas. Helium ist ein Nebenprodukt der Erdölherstellung. Seit immer mehr Smartphones und Tablettcomputer gebaut werden, ist der Bedarf an Heliumgas stark angestiegen und sehr teuer geworden.
Das Volumen des Zeppelins besteht aus zwei Dritteln Helium und einem Drittel Raum zur Ausdehnung. Wird das Heliumgas wärmer, benötigt es mehr Raum, bei Kälte zieht es sich zusammen. Ebenso braucht es Raum für den Druckausgleich, wenn der Zeppelin in höhere Schichten der Atmosphäre fliegt. Der Volumenausgleich erfolgt vollautomatisch mit elektronischer Steuerung.
Klimaforschung mit dem Zeppelin
Ein Zeppelin-Luftschiff eignet sich hervorragend für Spezialmissionen. Das Forschungszentrum Jülich führte mit dem Luftschiff eine Klimakampagne von Italien bis zum Polarkreis durch. Auf dem Flug von Süd nach Nord wurden morgens, mittags und abends Messungen über Städten, Straßen, Wiesen und Wäldern durchgeführt. Dabei wurden Datenberge gesammelt, die Wissenschaftler viele Jahre zur Auswertung dienen. Der Zeppelin ist das einzige Fluggerät, das erschütterungsfrei fliegen kann. Das ermöglicht Laborbetrieb und Auswertung der Ergebnisse gleich an Bord
Mein Tipp: Erlebnis Zeppelinflug
Ein Zeppelinflug ist ein außergewöhnliches Erlebnis. In keinem anderen Fluggerät lässt sich ein so hoher Reisekomfort und so ein tolles, nichtalltägliches Flugerlebnis genießen. Wer einen Zeppelinflug plant, sollte zwei bis drei Tage Zeit reservieren. Besonders in den Monaten Juli und August herrscht viel Betrieb und manchmal müssen auch wetterbedingte Umbuchungen vorgenommen werden. Zeppelinflüge mit 30 Minuten Flugdauer gibt es ab 200 Euro, in der Nebensaison ab 150 Euro pro Person.
Mit dem Zeppelin auf Fahrt:
- Rundflug über dem Bodensee oder übers Allgäu
- Geschenkflug für ein besonderes Jubiläum
- Betriebsausflug oder für eine Firmenveranstaltung
- Heiraten an Bord eines Zeppelins
- Charterflug für eine Spezialmission
- Besichtigungen des Unternehmens und ein Restaurant zum Feiern gibt es auch
Kontakt:
Deutsche Zeppelin-Reederei GmbH
Allmannsweilerstraße 132
88046 Friedrichshafen

Vielen Dank für die Einladung zur Pressefahrt an die Zeppelin-Reederei und Baden-Württembergtourismus
Hallo Andreas,
so ein Zeppelinflug ist auch noch auf unserer Wunschliste und zwar ziemlich weit oben. Wir sehen ihn jedes Jahr über das Messegelände schweben und denken … hachja, das wär´s.
Schön beschrieben und danke für die Informationen.
Grüße, Thomas und Silke.
Danke Euch für den Kommentar. Ein Bodenseerundflug ist erschwinglich und mit etwas Wetterglück unvergesslich.
Helikopter bin ich schon geflogen, aber mit dem Zeppelin scheint es noch mal ein ganz anderes Erlebnis zu sein. Das klingt absolut faszinierend und ich werde mir so einen Flug (oder sagt man Fahrt wie beim Ballon) nächstes Jahr zum Geburtstag wünschen.
Danke Antje für den Kommentar. Ich würde einen Zeppelinflug mit einem „fliegenden Teppich“ vergleichen. Ich erlebte den Flug wie ein ruhiges und sanftes gleiten zwischen Wolkenbergen, mit Blick auf die Frühlingslandschaft. Ein Zeppelinflug ist eine außergewöhnliche Geschenkidee.
Das ist ja mal etwas Besonderes, Andreas. Das Cockpit erinnert tatsächlich an das eines Helikopters. Allerdings hatte ich mir die Passagierkabine größer vorgestellt. Das kommt wahrscheinlich von den Bildern der großen Zeppeline, die einst den Atlantik überquert haben, die in meinem Kopf herumschwirren. Dass man in einem Zeppelin keine Turbulenzen spürt, finde ich interessant. Zumindest nehme ich das an, nach Deiner Beschreibung des Flugs durch die Schönwetterwolken.
Dank Euch beiden für den Kommentar. Ein Helikopter ist sehr laut und man hat kaum Platz darin. Der Zeppelin fliegt leise und wenn die Flughöhe erreicht ist, dann kann man darin sogar umhergehen. Die Panoramascheiben sind riesig und geben einen fantastischen Blick nach unten frei. Man sieht die Strukturen der Kulturlandschaft, Wälder, die Seen und Moore. Traktoren und Pferde auf den Wiesen. Der Flug war ein einmaliges Erlebnis für mich.