Unesco Weltkulturerbe - Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb.

Eiszeitkunst: Höhlen der Schwäbischen Alb sind Weltkulturerbe

Welterbekomitee würdigt Höhlen in Baden-Württemberg als einzigartiges Zeugnis der Eiszeit und Fundort der Eiszeitkunst. Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute in Krakau die Höhlen der Eiszeitkunst in Baden-Württemberg in die Welterbeliste aufgenommen. Sie sind Fundorte der ältesten mobilen Kunstwerke der Welt. Das Welterbekomitee betonte, dass die Dichte der Funde, die Bedeutung des Ensembles für die Geschichte der Entwicklung der Künste sowie der Beitrag der Stätte zur Erforschung des Jungpaläolithikums weltweit beispiellos sind. Die Höhlen der Eiszeitkunst sind die 42. Welterbestätte Deutschlands.

Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb sind Weltkulturerbe

„Als jüngste deutsche Welterbestätte”, so Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, Leiterin der deutschen Delegation bei der Welterbekomiteesitzung „erlauben uns die Höhlen und die Eiszeitkunst im schwäbischen Jura den ältesten Spuren zu folgen, die der Mensch bei seiner Besiedlung Europas hinterließ. Die hier gefundenen Objekte wie die Venus vom Hohlen Fels sind faszinierende Zeugnisse prähistorischer Kunst und haben mich auch persönlich tief beeindruckt.“

Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb

“Die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst sind ein einzigartiges Beispiel unserer Menschheitsgeschichte. Die dort gefundenen Kunstwerke und Musikinstrumente spiegeln das handwerkliche Können der ersten modernen Menschen wieder. Sie  zeigen, welche Rolle Kunst und Kultur bereits vor 40.000 Jahren gespielt haben“, erklärt Prof. Dr. Hartwig Lüdtke, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission. „Ich freue mich sehr, dass das Welterbekomitee diese einmaligen archäologischen Fundstätten in die Welterbeliste aufgenommen hat. Sie zählen jetzt zum Netzwerk prähistorischer Stätten von herausragender Bedeutung für die Menschheit. Es liegt nun in der Verantwortung der gesamten Staatengemeinschaft, sie für die Zukunft zu bewahren..“

Tübingen – Professor Nicholas J. Conard

Tübinger Archäologe Professor Conard
UNESCO- Weltkulturerbe. Überraschung und Freude bei Tübinger Archäologen. Professor Nicholas Conard. Conard leitet die Ausgrabungen in der Schwäbischen Alb seit 1996. Er und seine Archäologie Studenten fanden bei Ausgrabungsarbeiten im Hohle Fels die “Venus vom Hohle Fels” und andere Eiszeitkunst. Foto @ Andreas Riedmiller

Eiszeitkunst-“Venus vom Hohle Fels”

Die berühmte "Venus vom Hohle Fels" ist über 40 000 Jahre alt.
Eiszeikunst. Die berühmte “Venus vom Hohle Fels” ist über 40 000 Jahre alt. Foto @ Andreas Riedmiller
Professor Nicholas J. Conard im Raum „Vogelherd“ des Lehr- und Schaumuseums der Universität Tübingen. Nicholas Conard leitet die Ausgrabungen in der Schwäbischen Alb seit 1996.

Archaische Eiszeitkunst

Als sich anatomisch moderne Menschen vor mehr als 40.000 Jahren nach Europa ausbreiteten, hinterließen sie auf der Schwäbischen Alb die ältesten mobilen Kunstwerke der Welt. Die nun zum UNESCO-Welterbe zählenden sechs Höhlenfundstellen und die sie umgebende Landschaft im Ach- und Lonetal sind die Fundorte von über 50 meist aus Elfenbein aber auch aus Knochen gearbeiteten Figuren. Zur Eiszeitkunst zählen das Elfenbein-Mammut von der Vogelherdhöhle, die Venus vom Hohle Fels und der Löwenmensch aus der Höhle Hohlenstein-Stadel.

Acht Flöten sind unter den Fundstücken. Die Objekte sind zwischen 35.000 und 43.000 Jahre alt.

Die Eiszeitkunst erzählt von Flora und Fauna

Die meisten der bislang gefundenen Objekte der Eiszeitkunst bilden die Fauna der eiszeitlichen Landschaft einer Steppentundra ab und zeigen Tiere wie Mammut, Wisent, Pferd, Höhlenlöwe oder Höhlenbär. Doch neben dieser Megafauna gibt es auch Darstellungen kleinerer Tiere – ein Wasservogel, ein Fisch und wahrscheinlich ein Igel zählen dazu.

Darstellungen figürlicher Kunst

Etwas Besonderes sind Darstellungen von Menschen sowie Mischwesen von Mensch und Tier. Weltbekannt ist die Venus vom Hohle Fels, die die älteste Frauendarstellung ihrer Art ist. Auch der Löwenmensch vom Hohlenstein Stadel, ein aufrecht stehendes Mischwesen aus Mensch und Löwe, ist von herausragender Bedeutung. Vervollständigt wird das Ensemble der Eiszeitkunst mit dem Fund von acht Flöten. Sie sind der direkte Nachweis, dass die eiszeitlichen Jäger und Sammler bereits Musik machten.

Eiszeitkunst in Höhlen im Ach- und Lonetal

Die Fundobjekte stammen aus sechs Höhlen in zwei Tälern der Schwäbischen Alb – dem Achtal etwa 15 km westlich von Ulm und dem Lonetal etwa 20 km nordöstlich von Ulm. Archäologen fanden die Figurinen im Geißenklösterle, Hohle Fels und Sirgensteinhöhle (Achtal) sowie Vogelherdhöhle, Hohlenstein Stadel-Höhle und Bocksteinhöhle mit dem Bocksteintörle (Lonetal). In all diesen Höhlen konnten durch archäologische Ausgrabungen Schichten des Aurignacien mit Schmuck- und Kunstobjekten freigelegt werden. Sie bieten eine weltweit einzigartige Konzentration von Fundplätzen. Das Auftreten der ältesten Kunst und Musik in mehreren Fundstellen innerhalb einer Mikroregion verdeutlicht die Bedeutung von Ach- und Lonetal als zentrale Siedlungsareale der frühesten modernen Menschen in Europa. Es ist anzunehmen, dass die Höhlen der Schwäbischen Alb weitere verborgene Geheimnisse der Eiszeitkunst besitzen die auf Entdeckung warten.

Welterbe für die Zukunft bewahren 

Das Welterbekomitee setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Dieses Gremium entscheidet jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste, sowie über Schutzmaßnahmen für bestehende Welterbestätten. Deutschland verzeichnet nun 42 Welterbestätten. Kriterien für die Anerkennung als UNESCO-Welterbe sind unter anderem der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ein Managementsystem, das die Erhaltung des Erbes für zukünftige Generationen sicherstellt. Mit der Einschreibung in die Welterbeliste verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Welterbestätten auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu schützen und somit für künftige Generationen zu bewahren.


Virtuelle Darstellungen der Höhlen und Funde

Die Karsthöhlen der Schwäbischen Alb sind besondere Orte früher Menschen und Fundort von Eiszeitkunst.


Meine Tipps:

Die bedeutsamsten Funde und einzigartigen Werke der Eiszeitkunst können Sie im Ulmer Museum, im Archäopark Vogelherd bei Niederstotzingen, im Urgeschichtlichen Museum – Urmu in Blaubeuren und im Universitätsmuseum Tübingen – Raum Vogelherd, bewundern.

Hier gibt es attraktive Ausflugstipps, Führungen und Erlebnisangebote für Familien mit Kindern.


Ein Zeugnis der Eiszeitkunst ist der Löwenmensch im Ulmer Museum.

In Zusammenarbeit mit Baden Württemberg Tourismus.

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  1. Hallo Herr Riedmiller,

    Schöne Fotos, guter Beitrag!

    Ich vermisse bei “meine Tipps” den Link zum Museum der Universität Tübingen, wo man ja das Vogelherdpferdchen und zahlreiche andere Eiszeitfunde bestaunen kann… Danke!

    • Hallo Gabriele Enderle,

      danke für Ihren Kommentar. Dieser Link ist wichtig und ich hoffe, es finden möglichst viele Menschen den Weg ins Museum der Universität Tübingen. Die steinzeitlichen Figuren aus Mammutelfenbein sind einmalig und geben Einblick in die letzte Eiszeit. Danke für Ihren Tipp – bitte empfehlen Sie mich weiter.

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