Ein warmer, sonniger Frühlingstag genügt, um die Blütenblätter auf einen Schlag zu entfalten. Dann ist die Streuobstwiese um Neidlingen ein Blütenparadies. Die volle Pracht und Schönheit der Streuobstwiese entfaltet sich nur für kurze Zeit. Obstbäume der Gattung Prunus, dazu gehören Süßkirschen, Zwetschgen und Mirabellen, mögen das milde Klima im Tal der Lindach. In den blühenden Baumkronen der Streuobstwiese ist emsiges Brummen und Summen der Bienen zu vernehmen. Sie müssen sich beeilen, damit alle Obstbäume vor dem Regen rechtzeitig bestäubt werden. Die Blütenpracht der SStreuobstwiese dauert nur wenige Tage. Die Kirsche reagiert besonders sensibel auf Veränderungen der Temperatur und auf Regentage. Wenn Wind in die Baumkronen braust, wirbeln Blütenblätter wie Schneeflocken umher.
Die Streuobstwiese machtArbeit
In der Schwäbischen Alb sind Streuobstwiesen landschaftsprägend und arbeitsintensiv. Die Obstbäume werden im Winter geschnitten und in Form gebracht, damit Licht und Luft zwischen die Baumkronen kommt. Im Sommer halten Schafe das Gras in der Streuobstwiese kurz. Schäfer ziehen mit ihren Herden durch Wiesen, Weiden und Auen. Zur Erntezeit im Herbst helfen Familien und Gäste zusammen, um die Früchte zu pflücken oder von Hand aufzuklauben. »Sammeln, ernten, aufklauben von Früchten in der Streuobstwiese gehören zur schwäbischen Mentalität, auch wenn es wenig einbringt« meint Maria Stollmeier, unsere Gästeführerin. Artenvielfalt, Naturschutz und Tourismus gehen in der Streuobstwiese Hand in Hand.
Die Streuobstwiese schenkt Früchte
Mit Volldampf einkochen. Simone und Peter Hepperle von der »Alten Kass« kochen mehr als 1200 Zwei-Liter-Schraubgläser gefüllt mit Süßkirschen, Trauben, Äpfeln, Birnen, Pflaumen und Zwetschgen ein. Im kühlen Keller sind die Gläser in langen Regalen gelagert. »Eigengeschmack, Farbe und Konsistenz der Früchte halten sich ohne Konservierungsstoffe. Mit dem Vorrat an eingemachtem Obst belegen wir Kuchen, machen feine Desserts und Speisen. Unsere Gäste wissen das zu schätzen. Am besten verkauft sich Simones Zwetschgenkuchen,« freut sich Peter. Uns serviert Peter ein Kürbiscremesüppchen mit Apfelschnitz, danach frische, knusprige Waffeln mit selbstgemachtem Apfelmus. Köstlich.
Die »Alte Kass« ist das umgebaute Gebäude der Spar- und Darlehenskasse von Neidlingen. Fünf Jahre haben Peter Hepperle und Frau Simone das alte Gebäude renoviert. Daraus ist ein schwäbisches Cafehaus mit Platz für 110 Personen entstanden. Im Gebäude ist ein Shop für Bioprodukte integriert, auf dem Dach eine Photovoltaikanlage, die Strom für die E-Bike Ladestation im Hinterhof liefert.
Streuobstwiese – Impressionen aus dem Kirschendorf Neidlingen

Kurze Dorfrunde in Neidlingen
Maria Stollmeier von der Schwäbischen Landpartie geht mit uns eine Runde durchs Dorf. Der kleine Ort Neidlingen wurde erstmals im Jahre 792 erwähnt. Über den Rotbuchenwald im hintersten Lindachtal ragt die Ruine der Burg Reußenstein heraus.
Im 19. Jahrhundert wurden viele Gebäude abgerissen und modernisiert. In Neidlingen stehen noch einige kleine Tagelöhnerhäuser. In deren niedrigen Kellern waren Webstühle untergebracht. Die Schwäbische Alb war einst eine bettelarme Gegend. Maria: »Häufig gab es Schwarzmusbrei, aus Weizen oder Urdinkel. Man fragte nicht, ob die Speise schmeckt, die Leute waren froh, überhaupt Essen zu haben. Butter kam nur an hohen Festtagen oder an Weihnachten in den Schwarzmusbrei.« Das hat sich grundlegend geändert. Versteckt in den Schwäbischen Dörfern gibt es inzwischen einige erstklassige Gourmetrestaurants.
An der Lindach hat ein Kugelmüller seine Mühlen aufgebaut. Aus Juramarmor und Muschelkalk stellt er Schusser für Kinder sowie Boule – und Bocciakugeln her. Jede dieser Steinkugeln ist individuell gemustert und fein strukturiert. Manchmal sind Einschlüsse oder Versteinerungen darin zu sehen, was jede Kugel zu einem besonderen Souvenir macht.
Mit der Kamera machte ich einen Spaziergang durch die blühenden Streuobstwiese um Neidlingen und einen Abstecher zur Burgruine Reußenstein. Die hügelige Region mit flachen Tälern und Auen erinnert mich an die Toskana. Rund um das Dorf sind herrliche Rad- und Spazierwege. Das Ausflugsziel mit Besichtigung der Kugelmühle und eine Wanderung um Neidlingen wird auch Kinder begeistern.
Meine Tipps:
- Schwäbisches Hanami, Blüten- und Naturwanderungen durch die Schwäbische Alb veranstalten der Verein Streuobstparadies, das Biosphärenreservat Schwäbische Alb und Gartenbauvereine.
- Lecker. Das Auge isst mit: Außgezeichnete Kochkunst und kulinarische Spezialitäten bietet Gasthof Restaurant Hirsch in Bad Ditzenbach-Gosbach. Bodenständig, ideenreich und edel präsentiert. Mit feinen Zutaten, frischen Kräutern und Früchten direkt aus der Umgebung.
- Wer will regional kochen lernen? Andreas und August Rottmann vom Gasthof Hirsch in Bad-Ditzenbach bieten Kochkurse nicht nur für die sparsame “Schwäbische Hausfrau” an. Es darf auch ein bißchen aufwändiger sein. Jeden Donnerstag ab 14.30 Uhr beginnen die Kochkurse mit Kaffee und Kuchen und mit einer Einführung von August Kottmann. Ab ca. 18.30 Uhr kann jeder Kursteilnehmer einen Gast einladen, um das Menü im Restaurant zu genießen.
- Gasthof Lamm in Schlatt. Küchenmaitre Marius Schlatter überrascht mit eigenständigen Kombinationen aus Tradition und Innovation. Nach einigen Lehr- und Wanderjahren zog es ihn in die Heimat zurück. Hier verwirklicht er seine Ideen und bringt regionale Produkte gekonnt auf den Teller. Das Hauptaugenmerk legt er auf jahreszeitliche Angebote und auf eine Vielfalt der Aromen. Immer nah am Gast holt er sich persönliche Rückmeldung.
- Alte Kass Neidlingen: Besonders Kuchen und Dessertspezialitäten sind zu empfehlen. Alle Früchte und Zutaten hierfür stammen aus der Region. Simone und Peter Hepperle wecken Früchte in Gläser ein. Alles regional und bio!
- Im Berghof Rabel in Owen gibt es Whisky Tastings und Brennereiführungen. Schauen Sie hinter die Kulissen von Brennereien, die noch nach alter Familientradition ihre Erzeugnisse herstellen. Der Brenner persönlich führt in die Geheimnisse des Brennverfahrens ein. Dabei kommt der Genuss nicht zu kurz.

Mit Unterstützung von Baden-Württemberg Tourismus – Vielen Dank.
Frühlingsgefühle abseits von Pollenallergie und Heuschnupfen. Wer selber nicht raus kann, bekommt bei dir die volle Dosis auf den Monitor.
Schön erzählt und fotografiert, weiter so.
Grüße von Thomas und Silke.
Danke Silke und Thomas,
ich lese du hast Heuschnupfen. Auf dem Monitor kann man nie die volle Schönheit zeigen. Alles was auf dem Monitor erscheint ist aus zweiter oder dritter Hand. Tut mir Leid. Du mußt es selbst ausprobieren. Die frische Luft, die blühenden Wiesen und das Vogelgezwitscher kann man nie am Monitor erleben. Gruß Andreas
Schwäbisches Hanami – wunderbar! So eine Wanderung durch die blühenden Streuobstwiesen muss himmlich sein!
Liebe Sabine,
ja, die Schwäbische Alb ist eine außergewöhnlich schöne Wanderregion. So vielfältig, du hast Wald und Wiesen, freie Talauen und Felder mit leichten Anstiegen und mit felsigen Abschnitten. Im Frühling duften Kirschblüten und im Spätherbst reifen die Apfelbäume. Pfade und Wege sind sehr gut ausgebaut und beschildert, darunter sind viele vom Deutschen Wanderverband ausgezeichnete sog. Premium Wanderwege. Da wird es dir nie langweilig. Du kannst sicher sein daß dir dort wandern Spaß macht. Gruß Andreas
Streuobstwiesen haben so etwas Ursprüngliches! Die Kombination von Blüte und Produkt in Deinen Fotos finde ich genial. Das macht Appetit auf mehr!
Liebe Monika und Petar,
Streuobstwiesen sind nicht nur schön anzusehen. Liebe geht auch durch den Magen. Was Gastronomen in der Region der Schwäbischen Alb auf den Tellern zaubern ist erstaunlich. Gruß Andreas
Lieber Andreas, perfekt getimed und wie immer gelungene Fotos von deinen Walks. Glückwunsch.
Lieber Stefan,
danke für Deinen Kommentar. Das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung, Süßkirschen sind mimosenhaft. Bei Regen und Wind fallen die Blütenblätter ab. Es gab nur kurze Momente für Fotos zwischen den Regenschauern. Die Alb-Landschaft um Neidlingen ist schön zu jeder Jaheszeit. Wenn die Kirschen verblüht sind gibt es hausgemachten Kirsch- und Zwetschenkuchen in der “Alten Kass” in Neidlingen. Viele Grüße Andreas
Es ist schön, wieder in Neidlingen zu “verweilen”. Hast du den Wasserfall bei deiner Wanderung gesehen? Der sollte nicht weit von der Burgruine sein…
Liebe Elena,
den Wasserfall habe ich nicht gesehen, denn der Weg war gesperrt und ich kam von der anderen Seite. Macht aber nichts, das war auch ein schöner Wanderweg. Gruß Andreas