Meine Provencereise führte mich in das Dorf Roussillon im Department Vaucluse. Das Gebiet gehört zum Naturpark Luberon in den Provence-Alpes-Côte d’Azur. Roussillon war bis Anfang des 19. Jahrhunderts Zentrum des Ockerabbaus. Bereits Römer bauten hier früher Ocker ab. Heute sind alle Hausfassaden von Roussillon in unterschiedlich schimmernden Ockerfarben gestrichen. Selbst die Pinien an Plätzen und Straßen haben eine ockerfarbene Borke. Ich wandere mit meiner Kamera auf den Weg Richtung Ockerlehrpfad (Sentier des ocres), der am Ortsrand von Roussillon liegt. Hier sind die verlassenen Ockerbrüche, die bis 1930 in Betrieb waren. Seither hat sich wenig verändert. Rostrot und skurril ragen ausgewaschene Ockerfelsen von Roussillon in den blauen Himmel. Vereinzelt krallen sich Kiefern in das bizarre Gestein. Bäume und Wurzeln sind ockerfarben. In den Senken sammeln sich ausgewaschene Farbpigmente als feiner Sand. Die abendliche Sonneneinstrahlung steigert die Leuchtkraft der Felsformationen. Es dauert nicht lange, dann sind Wanderer, die den »Sentier des ocres« entlang gehen, mit braunrotem Staub eingepudert.
Roussillon Ockerfabrik »Ancienne Usine Mathieu«
Ockerfarben sind Erdfarben und werden als gelber Ocker (Schöngelb), roter Ocker (Rotocker) oder als brauner Ocker (Braunocker) in der Malerei verwendet. Zwischentöne werden Lichtocker, Gelbocker, Goldocker oder als Satinocker bezeichnet. Durch Erhitzen des Ockers entstehen rötlichere Siena-Farbtöne und das grünlichere Umbra. Die Pigmente werden mit einem Bindemittel gemischt, damit man sie als Farbe nutzen kann. Am Rückweg meiner Wanderung durch die Ockerbrüche von Roussillon komme ich an der stillgelegten Farbenfabrik »Ancienne Usine Mathieu« vorbei, die heute als Industriemuseum zu besichtigen ist. Dort werden auch Brocken von Ockergestein, alte Schürzen der Fabrikarbeiter oder Ockersäcke präsentiert. Die Künstlerin Helga Brenner ehrt mit ihrer Installation die Arbeiter, die hier einst geschuftet haben. Wer will, kann hier Kurse besuchen, um das Gestalten mit Farbe zu erlernen.
Bergdorf Roussillon – Wanderung auf dem “Sentier des ocres”

Sentiere des ocres – Ancienne Usine Mathieu in Roussillon
Colorado Rustrel
Nicht weit von Roussillon entfernt befindet sich der Ort Rustrel. Hier können reizvolle Erosionsformationen bestaunen, die von Wind und Wasser aus der Landschaft geschliffen wurden. Runde, vom Wind blankgefegte Hügel wechseln sich ab mit hoch aufragenden Pfeilern und Säulen mit einem Deckstein auf der Spitze. Sonne und Hitze gestalten unablässig diese Landschaft. Durch das Ockergebiet Colorado Rustrel verlaufen mehrere Pfade und ein kurzer Wanderweg
Erosionslandschaft Colorado Rustrel
Karsthöhle Chauvet an der Ardeche
Ein lohnenswerter Abstecher von Roussillon ist die Karsthöhle von Chauvet. Sie liegt am Fluss Ardèche. Hier haben 40 000 Jahre alte prähistorische Höhlenmalereien aus Ocker die Zeiten überdauert. Ausdrucksvolle Tierdarstellungen, darunter Wollnashörner, Rudel von Höhlenlöwen und ein Mischwesen, halb Frau/ halb Stier, finden sich an den Höhlenwänden. Ein Besuch dieser prähistorischen Höhle ist aus konservatorischen Gründen nicht möglich. Wenige Kilometer von der Originalgrotte entfernt ist die “Caverne du Pont-d’Arc”, die den Besuchern die schönsten Wandmalereien des Originals präsentiert.

Hallo Chris Boyer,
da hat sich ein Fehlerteufel eingeschlichen. Danke, dass Sie mich darauf aufmerksam machten.
Wunderschöne Ockerfarben, Andreas, und ganz tolle Bilder. Du kannst es immer noch! Beste Grüße aus Böhmen Dein Alex
Danke Alexander, diese Region ist ein Paradies für Geologen. In der Nähe liegen auch Höhlen mit steinzeitlichen Malereien. Das würde dir bestimmt gefallen. Gruß Andreas