Das Biosphärenreservat der Flusslandschaft Elbe gehört zu den wertvollsten Auenlandschaften Deutschlands. Zu den bedeutenden Denkmälern der Prignitz zählt Burg Lenzen. Es beherbergt ein Museum, ein modernes Umweltzentrum mit angegliedertem Biohotel.
Zuerst entstand ein Naturpark, im Jahre 1997 das UNESCO Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. Susanne Gerstner, die Leiterin des Besucherzentrums, steigt mit mir auf den Aussichtsturm des Hauptgebäudes. Oben in der Kuppel gibt es eine Videoanimation und ich starte auf Knopfdruck den virtuellen Flug. Auf den Flügeln einer Graugans fliege ich über die weite Flusslandschaft der Elbe, sehe unter mir die Elbtalaue, tauche ein in Wälder, schwebe flach über Feuchtgebiete und über grasende Wildpferde. Der kleine Rundflug erklärt in aller Kürze die Naturfaszination des Biosphärenreservates der Flusslandschaft-Elbe.
Elbtalaue im Kleinformat
Wir gehen nach draußen auf den Balkon, vor uns liegt das Gelände des Burgparks. Die Löcknitz, ein Nebenfluss der Elbe, fließt weiträumig um das Grundstück. Mitten im Park ist eine Wildnisregion mit Auenlandschaft, mit Weihern, Wassergräben, Feuchtwiesen und Bächen, die sich nahtlos in die Umgebung einfügen. Frau Gerstner: »Früher wurden in die Hartholzaue am Fluss Schweine und Vieh zur Eichelmast getrieben«. Schmale Pfade mit Bogenbrücken ziehen sich durchs Gelände. Der Besucher kann durch den Auwald der Flusslandschaft an der Elbe spazieren und im Kleinen studieren, wie Auenwildnis funktioniert. Blickachsen führen das Auge über die gestaltete Gartenanlage in die freie Natur. Das Zusammenspiel von kultivierter Gartenlandschaft und freier Naturlandschaft hat für mich einen besonderen Reiz.

Wir schauen hinüber in die Altstadt von Lenzen, im Vordergrund ist ein Ensemble von kleineren Gebäuden. Auf dem Gelände befinden sich ein barockes Pförtnerhaus, ein Fachwerkhaus, ein barockisiertes Gartenhäuschen, ein Teehaus und eine Orangerie. Auf dem Dachgiebel gegenüber hat sich ein Storch niedergelassen. Wie jedes Jahr bezieht er seinen Horst auf dem Kamin der Orangerie.
Die Burg entstand ursprünglich auf den Resten einer slawischen Burgwallanlage aus dem 9. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen die Besitzer in den Westen. Danach ging das Gebäude in das Volkseigentum der DDR über. Lange Zeit war Lenzen Sperrbezirk am Eisernen Vorhang. Dieser Ort durfte nur mit entsprechendem Passierschein betreten werden. Dank der Wende 1989 bekamen die Eigentümer Burg Lenzen zurück. Eine Renovierung des maroden Gebäudekomplexes wäre sehr aufwändig gewesen. Sie stifteten das Objekt dem BUND Niedersachsen mit der Verpflichtung, ein Besucher-, Informations- und Umweltzentrum aufzubauen.
Charmanter Barockgarten
Von der Gästeterrasse aus schauen wir in die Runde. Gerstner: »Früher bestand hier ein Nutzgarten mit Gemüsepflanzungen und 350 Obstbäumen zur Selbstversorgung. Um 1920 gestaltete Familie Isermann Teile des Gartens zu einem Parterregarten auch barockem Vorbild um. In Kriegszeiten und danach ging dieser Barockgarten in einer Wildnis unter«.
Heute, nach langem »Dornröschenschlaf«, erstrahlt der charmante Barockgarten wieder in frischem Glanz. Das Brunnenrondel ziert eine Betonstatue »badendes Mädchen«, gestaltet von Künstler Bernd Streiter. Sie ist von vier Fröschen sowie von Flora- und Faunamotiven geschmückt, die die neue Funktion von Burg Lenzen symbolisieren sollen. Zu Kugeln geformte Buchsbäume stehen im idyllischen Barockgarten und in den Beeten drumherum wachsen duftende, historische Rosensorten.
NaturPoesieGarten
Nach dem gepflegten Barockgarten gehen wir durch den mit Bäumen und Büschen wild eingewachsenen ehemaligen Burgraben, zum NaturPoesieGarten. Wer einen gezähmten Garten mit der Heckenschere geschnitten erwartet, wird enttäuscht. Die äußere Wildnis spiegelt die innere Wildnis des Betrachters. Es gibt zahllose Möglichkeiten, Menschen an die Natur heranzuführen, meist bleiben sinnliche Erfahrungen und Erlebnisse haften. Der NaturPoesieGarten von Burg Lenzen lädt ein, über das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Kunst nachzudenken. Zeitlose Gedichte von neun Philosophen sowie künstlerische Objekte ziehen mein Interesse an. Es ist nicht immer leicht, sich auf die Gedanken dieser Philosophen einzulassen, aber es regt an, mit Gedanken zu spielen.

Naturgärten und Wildblumenwiesen
Vor dem Gästehaus liegt ein Teich mit Wasserpflanzen, mit Schwanenblume, Krebsschere und Igelkolben, die Libellen als Landeplatz dienen. Steinhaufen am Ufer bieten Unterschlupf für Eidechsen, die sich hier an warmen Tagen sonnen. Auf einer Magerwiese wächst ein buntes Mosaik aus Wildsträuchern, Wildstauden, Gewürzkräutern, blauem Salbei, roten Mohnblüten und Margeritenblüten. Die Blüten der Wildwiese ziehen Schmetterlinge und Insekten an. In den angelegten Biotopen gedeiht eine Vielfalt von heimischen Arten. Hier ist der Bereich der umgebenden Kulturlandschaft abgebildet. Dazwischen sind die Kunstobjekte des NaturPoesieGarten eingestreut. Wer sich für eine Weile zurückziehen will, findet hier genügend lauschige Plätzchen zum Chillen und Ausruhen.
Ferien im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Modelhaft wird gezeigt, wie Natur- und Kulturlandschaft in Harmonie auskommen können. Biosphärenreservate sind wertvolle Lebensräume und Erholungsgebiete zugleich. Outdooreerlebnisse, Führungen und organisierte Rad- und Wandertouren werden angeboten. Naturexperten erklären, wie die Flussdynamik an der Elbe funktioniert. Störche, Biber, Seeadler, Roter Milan und Kraniche leben hier und es ist fast sicher, diese Tiere auf Exkursionen zu sehen. Wer gerne auf eigene Faust Entdeckungen machen will, für den gibt es Kanus und Fahrräder zum Ausleihen. Für Gruppenexkursionen steht ein Umweltbildungsboot zur Verfügung.
Biohotel – Burghotel Lenzen
Angegliedert ist ein komfortables Biohotel mit Restaurant. Das Haus wurde 2011 als erstes Hotel in Brandenburg nach den Kriterien der Biohotelgruppe zertifiziert. Gäste, die im Urlaub einen nachhaltig orientierten Lebensstil pflegen möchten, liegen im Burghotel Lenzen genau richtig. Von der großzügig angelegten Sonnenterrasse reicht der Blick in die umgebende Parklandschaft. Das Biohotel bietet Räume für Tagungen und Vorträge inmitten inspirierender Naturlandschaft.
Besucherzentrum
Burg Lenzen liegt im Nordwesten von Brandenburg, etwa in der Mitte zwischen Hamburg und Berlin. Das Haus ist neben Rühstädt offizielles Besucherzentrum des Biosphärenreservats und steht ganzjährig allen Besuchern offen. Im Auenökologischen Zentrum des BUND werden verschiedene Projekte zur Erhaltung und Renaturierung von Auenlandschaften koordiniert. Wie jenes von 2002 bis 2011, als Deutschlands größte Deichrückverlegung gebaut wurde. Ein Folgeprojekt an der Hohen Garbe ist derzeit in Arbeit. Dort wird eine Hartholzaue wieder an die natürliche Flussdynamik der Elbe angeschlossen.
Ausstellungen zeigen die Natur- und Kulturgeschichte der Region, sowie die Entwicklung der Naturland- und Kulturlandschaft der Elbtalaue. Das Erlebnis »Grünes Band« wird hier eindrucksvoll dokumentiert und für den Gast erlebbar gemacht. Daneben gibt es das stadthistorische Museum. Es präsentiert die tausendjährige Geschichte der Stadt Lenzen. In einem Diorama wird die historische Schlacht um die Stadt in Miniatur mit Zinnfiguren nachgestellt.

Meine Tipps:
- Spurensuche am Grünen Band:
Natur, Kultur und Geschichte des »Grünen Bands« mit dem Fahrrad erleben. 1400 Kilometer zieht sich das »Grüne Band durch Deutschland« entlang des ehemaligen »Eisernen Vorhangs« an der innerdeutschen Grenze. Dieser Biotopverbund ist Naturerbe und Dokument der deutschen Geschichte zugleich. Im über 40 Jahre abgeriegelten Grenzgebiet konnten Tier- und Pflanzenarten fast ungestört leben. - Rambower Moor:
Auf dem Rundweg durchs Rambower Moor beeindruckende Artenvielfalt entdecken. Im Herbst die Rastplätze von Kranichen erleben. - Kanufahrt auf der Löcknitz:
Am besten mit einem Guide des Biosphärenreservates, der weiß, wo man Fischotter und farbenprächtige Eisvögel beobachten kann. - Die Auenwildnis an der Elbe lebt:
Mit dem Rad oder als Wanderer in das derzeit größte Deichrückverlegungsgebiet. Mit spannenden Einblicken in die Auenwildnis, Vogelbeobachtungen und einer Herde Wildpferden. - Angebote von Fahrtziel Natur
Natur erleben im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg erleben. Angebote gibt es bei Fahrtziel Natur, der Kooperation der Umweltverbände mit BUND, NABU, VCD und der Deutschen Bahn.

In Brandenburg gibt es wahrlich Wunderbares zu entdecken, auch in deinem Bericht!
Der NaturPoesieGarten wäre auf jeden Fall ganz mein Ding. Ich glaube, in den sogenannten Neuen Bundesländern gibt es noch sehr viele echte bisher unbekannte Perlen zu entdecken! Dein Blogbericht weckt die Neugier auf mehr.
Es gibt viele Arten zu reisen. In die Weite und in die Ferne. Oft genug hat man wenig Zeit um sich mit den vielen Eindrücken auf Fernreisen zu beschäftigen. Der NaturPoesieGarten in Burg Lenzen lädt dazu ein sich mit Philosophen zu beschäftigen. Es beginnt eine Phantasiereise in den weiten, inneren Kosmos. Die Gedanken werden herausgefordert. Den NaturPoesieGarten in Burg Lenzen fand ich anregend und interessant. Die Region um Lenzen an der Elbe ist eine Perle des Ostens. Natur, Auwälder und weite Landschaft gibt es hier und Tourismus ist erst im Anfangsstadium. Das hat für mich einen besonderen Reiz.
Das sieht sehr einladend aus, Andreas. Eine Kombination aus Schloss, Barockgarten und Fachwerkbauten ist für uns immer interessant. Danke für den Tipp.
In Brandenburg bin ich immer wieder überrascht welche schönen Natursehenswürdigkeiten es gibt. Die vielen Straßenalleen, großflächige Barockgärten und Auwälder an der Elbe gefallen mir. Mit dem Bus fuhr ich durch verschlafene Dörfer mit Backsteinhäusern. Störche standen auf dem Dachgiebel und in Seen stocherten Reiher nach Fischen. Es gibt jede Menge Seen und reichlich Platz für Naturerlebnisse. Mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem Kanu kann man die Natur am besten erleben.
Lieber Andreas, das letzte Foto mit dem Mohn und den Margeriten (?) ist einfach genial. Immer wieder eine große Freude, deine Berichte. hg Stefan
Lieber Stefan,
danke für Deinen Kommentar. Im Osten unseres Landes gibt es zauberhafte, artenreiche Regionen. Zum Glück wurden die wichtigsten gleich nach der Wende als Biosphärenreservat oder Nationalpark unter Schutz gestellt. Die Schutzgebiete dienen dem Artenschutz und nachhaltig orientiertem Tourismus. Gäste können sich freuen und Naturerlebnisse genießen. Interessant ist das “Grüne Band”, welches entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze unter Naturschutz steht. Es gib den Nationalpark Hainich, den Jasmund Nationalpark an der Ostseeküste und den Müritz Nationalpark. Sehenswert sind die Biosphärenreservate Schorfheide-Chorin oder die Flusslandschaft Elbe. In der Uckermark und in Mecklenburg-Vorpommern gibt es viele tausend, glasklare Seen. Es gibt faszinierende Naturgebiete für Familie, für Outdoorsportler, Kanufahrer, Radfahrer und Wanderer. Eine Reise lohnt sich.