Die Regionen Villach, Faaker See und Ossiacher See sind bei Gästen weithin bekannt. Unser Ausflug führt auch auf die Alpensüdseite zu den Karawanken, in der die weniger besuchte Carnica-Region Rosental und das Bodental liegen.
Idyllischer Faaker See
Die Hinfahrt mit der Bahn von München aus über Salzburg nach Villach war kurzweilig. Ein Shuttleldienst brachte mich zum Hotel »Das Moser« am Faaker See. Am ersten Morgen stehe ich frühmorgens am Balkongeländer des Hotels und genieße die Atmosphäre am Südufer des Faaker Sees. Im Gegenlicht der aufgehenden Sonne streift mein Blick über die alten Bäume des Hotelgartens. Langsam schält sich die Bergkette der Karawanken aus dem Morgendunst. Eine Vielzahl von Bergspitzen mit dem Mittagskogel dazwischen bilden den majestätischen Rahmen für diese romantische Ecke am Faaker See.

Reines Wasser im See – Ruhe im Garten
Frau Moser bringt mir ein Körbchen frisch gebackener »Buchteln« an den Frühstückstisch. Fächerpalmen und subtropische Kübelpflanzen vermitteln auf der Hotelveranda südliches Flair. Punkt sieben kommen zwei weiße Mähroboter aus ihrem Versteck und kürzen eigenständig den Rasen. Ich beobachte ein Amselpärchen, welches emsig dem Mäher hinterher trippelt, um aufgescheuchte Käfer und Insekten zu erhaschen. Frau Moser, die Hotelchefin, erzählt: »An heiteren Tagen liegen manchmal Äskulapnattern auf dem Holzsteg um Sonnenwärme zu tanken. Gelegentlich sieht man am Ufer Rotwangenschildkröten sitzen, die im See ausgesetzt wurden.« Für einen erholsamen Urlaub ist alles vorhanden. »Sonne, Wasser, Genuss und eine aufmerksame Gastgeberin. Die Liegen sind frei, warum bleibe ich nicht gleich hier«?
Der Faaker See ist die wärmste »Badewanne« Österreichs. Der Fluss Wourounitza entspringt am Mittagskogel und liefert dem See reinstes Wasser. Nur saubere Segel- und Elektroboote fahren im glasklaren Wasser. Aufwendige Sanierungsmaßnahmen sorgen dafür, dass der See nicht eutrophiert. Der Faaker See und seine Insel, sind in Privatbesitz. Er gehört den Familien Catasta und Bucher, verwaltet wird der Faaker See von der Gutsverwaltung Landskrohn. Die mit Schilf bewachsenen Landschaftsschutzgebiete des Sees werden von Einheimischen gern »Everglades« genannt. Zwischen gelb blühenden Teichmummeln und weißen Seerosen paddeln Entenfamilien und manchmal Kanus umher.
Verkehrsstau am See
Unser Kleinbus bringt uns auf der weiteren Reiseroute zu Attraktionen der Karawanken und Richtung Osten nach Slowenien. Am Ortsrand von Faak am See werden wir ausgebremst, der Kleinbus bleibt im Fahrzeugstau stecken. Die ganze Autokolonne kommt hier zum Stillstand. Heiligs Blechle! Was ist denn hier los, frage ich unseren Guide? »Hier findet ein GTI-Vortreffen statt«. Alle freien Parkplätze und Straßen sind mit getunten Golf-GtIs besetzt. Vom Bus aus sehe ich Grüppchen von Autofans auf Campingstühlen am Straßenrand sitzen die Corsofahrten beobachten. Die meisten mit Smartphone in der einen Hand und in der anderen eine Getränkedose.
Teilnehmer aus ganz Europa feiern die Lust am Autofahren, habe ich mir sagen lassen. Die Golf GTI-Treffen, sind seit 1981 Kult. Der Chinese Jeffery Li unternahm einen Trip »from China to Wörthersee« und wurde dafür umjubelt. Er fuhr mit seinem VW-Passat von Guangzhou über Sibirien und Irkutsk, bis er nach sechs Wochen und 10 000 Fahrtkilometer in Kärnten eintraf. Obwohl die GTI-Party reichlich Geld in die Kassen spült, sind längst nicht alle Einheimischen damit glücklich. Die faszinierende Landschaft Kärntens, scheint den Teilnehmern weniger wichtig zu sein als ihr Automobil.
Dreiländereck – Peč – Monte Forno
Mit etwas Verspätung kommen wir in Arnoldstein an. Die Dreiländerbahn bringt uns 900 Höhenmeter auf den Berg Dreiländereck. Das Panorama präsentiert ein Meer von Berggipfeln. Der Blick Richtung Westen zeigt die Villacher Ebene mit dem markanten Pyramidenkogel, die Kärntner Nockberge, die Gurktaler- und Karnischen Alpen, Osttirol und die Lienzer Dolomiten. Im Osten dominieren die hochalpinen Kalkriesen der Julischen Alpen. Der Montatsch ist zweithöchster Gipfel, dahinter erblickt man den Gipfelaufbau des Triglav. Gegenüber ragt der gewaltige Bergstock des Dobratsch in den Himmel. An seinen erodierten Flanken zeigen sich auffällige geologische Formationen. Hier ist das karge und im Sommer heiße Biotop der grünschillernden Smaragdeidechse und des giftigen, schwarzen Alpenskorpions.
Am Scheitelpunkt dreier Kulturkreise
Am Dreiländereck treffen die Nationen Österreich, Italien und Slowenien mit ihren unterschiedlichen Sprachen und der germanischen, romanischen und slawischen Kultur aufeinander. Diese Grenzregion hatte unter den Ereignissen des letzten Krieges barbarisch zu leiden, denn gerade hier fanden heftige Partisanenkämpfe statt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg litt die Region unter den Folgen. Der »Eiserne Vorhang« trennte 45 Jahre die zwei politischen Lager. Zwischen Slowenien und Österreich wurden Stacheldrahtzäune gezogen und Soldaten mit Wachhunden patrouillierten an der Grenze. Während dieser Zeit und danach war die Region kein bevorzugtes Ferienziel für Touristen. Da kann die Landschaft noch so faszinierend sein, wer mochte am Eisernen Vorhang seine Ferien verbringen? Als die Stacheldrahtzäune 1990 endgültig eingerollt wurden, kamen sich die angrenzenden Regionen wieder näher.

Grenzen trennen und verbinden
Heute erinnern nur noch zwei schlichte Schilder daran, dass hier eine Grenze verlief. Die Natur heilt viele Wunden. Längst sind Gras und Blumen am ehemaligen Grenzstreifen wieder gewachsen. Für Pflanzen hatte der Trennungsstreifen nie eine Bedeutung, denn ihre Samen weht der Wind über jede Grenze und Vögel sind frei ihren Lebensraum dort zu suchen, wo es ihnen am besten gefällt.
Grenzen trennen oder verbinden. Es kommt darauf an, was die Menschen daraus machen. Die Europäische Gemeinschaft stellt mit dem Interreg-Förderprogramm “Alpe Adria Erlebnis-Region” Geldmittel zur Verfügung, um die Qualität des Wanderangebotes, die Besucherzahlen und die Wertschöpfung zu steigern. Zwölf Partner auf slowenischer und österreichischer Seite arbeiten zusammen, mit dem Ziel, aus einer ehemals trennenden Grenze ein verbindendes Element zu schaffen. An dieser Stelle wird deutlich, dass die EU in erster Linie ein Friedensprojekt ist.
Fotoimpressionen der Karawankenregion
Der Karawanken Südalpen Panoramaweg
Die Ursprünglichkeit und Vielfalt der Landschaft ist für Outdoorsportler, Wanderer, Mountainbiker, Naturfreunde und Familienurlauber ein echter Geheimtipp. Das bisher einsame Grenzgebiet wird nun noch besser für Gäste erschlossen. Über den Naturraum und die wechselvolle Geschichte informieren interaktive Stationen und Infotafeln. Entlang der kärntnerisch-slowenischen Grenze quer durch die Karawanken führt der Weitwanderweg »Karawanken Südalpen Panoramaweg« durch zwei kontrastreiche Gebirgszüge. Bei Thörl-Maglern beginnen die vier neu errichteten Etappen des Karawanken Panoramaweg Südalpen.
Die wildromantische Tscheppaschlucht
In der Carnica-Region-Rosental befindet sich die Tscheppachschlucht. Die Wanderführer Sissi Wute und Herbert Jesenko, kurz »Jesse« genannt, warten auf uns. Wir unternehmen eine Wanderung hinunter in die Tscheppaschlucht, die entlang der Loiblpassstraße führt. In der Schlucht vereinigen sich der Loiblbach mit dem Bodenbach. Die Schwerkraft zieht und schiebt das herabstürzende Wasser durch die engen Felsen. In der wild tosenden Schlucht herrscht immer feuchtes Klima. Es bilden sich große Sintervorhänge aus Moos mit Kalkeinlagerung. Langsam entsteht daraus Tuffstein, der baldachinartige Überhänge bildet.
Einmalige Pflanzenvielfalt
Jesse erklärt uns, dass im Winter die Tscheppaschlucht wärmer als außerhalb und im Sommer kühler sei. Dies begünstige ein reiches Pflanzenwachstum. Passionierte Botaniker sind begeistert von der Pflanzenvielfalt. Nördliche und mediterrane Pflanzenarten begegnen sich hier. Die landschaftliche Vielfalt und die Pflanzenwelt der Karawankenregion sind ein Paradies für Naturfreunde. Im Winter blüht an milden Tagen die Schneerose, im Vorfrühling sind die umliegenden Felsen mit gelben Aurikel überzogen. Im feuchten Wald leuchten pinkfarbene Seidelbastblüten und blaue Leberblümchen. Die seltene, immergrüne Eibe, die Mannaesche wächst hier und die Hopfenbuche, dies sind Pflanzenarten die eher mediterranes Klima bevorzugen. Es gedeiht der Salomonsiegel, das Alpenveilchen, die wilde Clematis, Maiglöckchen und blauer Eisenhut. Botanische Highlights sind die Illyrische Siegwurz (Gladiolus illyricus) und die intensiv duftende, Krainer Lilie (Lilium carniolicum), diese endemischen Arten lassen jedes Botanikerherz höherschlagen.
Fundstücke düsterer Vergangenheit
Wir steigen tiefer in die Schlucht hinab. Jesse erzählt, dass abziehende deutsche Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges Munition und gepanzerte Militärfahrzeuge kurzerhand in die Schlucht hinunter geworfen hatten. Ohne militärischen Ballast vermochten sie schneller zu flüchten. Obwohl Räumkommandos später den Militärschrott und alte Munition entsorgt haben, sind immer noch Reste vorhanden. Ich steige abseits des Weges zum Fluss hinunter und fotografiere ein verrostetes Militärfahrzeug, dass von wilden Clematis überwuchert wurde.
Vom Meerauge zur Märchenwiese
Ein weiteres Naturjuwel ist das Bodental. Wir wandern den kurzen Holzsteg, der über die empfindliche Moorlandschaft führt, zum »Meerauge«. Das »Meerauge« ist ein sogenanntes Toteisloch. Es entstand vor mehr als 10 000 Jahren, als sich die letzten Eiszeitgletscher zurückzogen. Das türkisgrüne, nährstoffarme Wasser wird von Quellen gespeist, die aus den großen Schotterflächen darüber entspringen.
„Einst sanken zwei Ochsen mit Wagen und Heu – in die Tiefe – es war in Sekunden vorbei. Nichts zeugte vom Unglück, vom finsteren Grauen. Nicht die Welle, die kleinste konnt’ das Auge erschauen. Erst Wochen danach und jenseits der Höh’ trieb das Ochsenjoch drüben im Veldeser See!“
Sage vom Meerauge
Wir verlassen diesen zauberhaften Ort und wandern das kurze Stück zum Bodenbauer weiter. Am Rande des kleinen Weilers steht eine alte Sommerlinde. Ein blaues Schildchen weist auf ein Naturdenkmal hin. Die Linde ist nach Zeitzeugen im Jahre 1636 gepflanzt worden. Gleich dahinter fängt die Märchenwiese an. Ein Schild warnt die Besucher mit der Aufschrift: »Das Betreten der Wiese ist nur Ochsen gestattet.« Denn die Märchenwiese steht unter Naturschutz. Sie ist Heimat für seltene Pflanzenarten. Im Rahmen einer Naturschutzmaßnahme wurde hier die Stern-Narzisse (Narcissus radiflorus) wieder neu angesiedelt.
Der bildschöne Talschluss ergibt sich aus der Besonderheit, dass eine Almwiese unmittelbar in die Felswände der Karawanken übergeht. Die imposante Bergkette im Hintergrund ragt mit der Zelenica (2026 m), der Vertatscha (2181 m) und Bielschitza (1959 m) sowie dem Geißberg (2024 m) in den Himmel.
Erlebnisraum Kärnten – Slowenien
Die weniger besuchte Grenzregion zwischen Kärnten und Slowenien ist jenen zu empfehlen, die ausgetretenen Pfaden gerne ausweichen. Jeder Wanderer, Biker oder aktive Bergsteiger nimmt unvergessliche Naturerlebnisse mit nach Hause. Manche Abschnitte des Karawanken Panoramaweges führen über hochalpines Gelände. Hier braucht man die richtige Bergausrüstung und Bergerfahrung. Welche Bedingungen aktuell im Gelände sind, sollte man vorher erfragen, damit man sich darauf einstellen kann.

Aufgepasst: Hier gibt es Braunbären, die von Slowenien über die Grenze stromern. Die Tiere sind scheu und meiden jeden Kontakt mit Menschen. Beachten Sie bitte die angebrachten Hinweisschilder.
Tipps:
Rosental
Die Region Carnica-Rosental ist die Sonnenseite Kärntens. Im Frühling blühenden Narzissen auf den Almwiesen. Zahlreiche Wanderwege entlang rauschender Bäche und Flüsse schenken Naturerlebnisse für die ganze Familie.
Drauradweg
Der Drauradweg ist ein Genuss für Hobbyradler und Familien, die Mountainbikestrecken in den Karawanken bieten Herausforderungen für sportliche Biker und die Via Carinzia ist ein Radweg für alle.
Ferlach
Das Schloss Ferlach beherbergt das Büchsenmacher- und Jagdmuseum sowie die Sonderausstellung „Mythos Jagd, der Sammlung Horten“. Entdecken Sie Spannendes und Wissenswertes rund um Jagd, Wildtiere und Naturschutz! Mit vollendeter Graveurskunst erlangten die Ferlacher Büchsenmacher Weltruf. Dieses Handwerk wird heute in einer Schule an junge Graveure weitergegeben.
Das Museum für Technik und Verkehr zeigt das Verkehrswesen in Österreichs seit der Jahrhundertwende. Wer eine Reise in die Vergangenheit unternehmen will, kann eine Fahrt mit dem Rosentaler Dampfzug buchen. Wir fuhren mit einem Oldtimerbus stilecht ins Historama Technik Museum in Ferlach.
Bunkermuseum
Im Bunkermuseum erleben Sie Zeitgeschichte am Originalschauplatz. Dr. Andreas Scherer, ein ehemaliger Soldat und Oberst, führt sie persönlich durch das Bunkermuseum und erzählt dazu packende Geschichten. Das Museum ist ein Mahnmal gegen den Krieg und setzt sich für den Frieden ein und für ein vereintes Europa.
Wandern mit Sissi Wute
Wanderer sind bei Wanderführerin Sissi Wute gut aufgehoben. Mehr als 30 Wege führen regional und grenzüberschreitend durch die schönsten Gegenden Kärntens. Sissi gibt Ihnen gern Tourentipps. Der ganze Karawanken Panoramaweg Südalpen hat 17 Tagesetappen, er ist 227 Kilometer lang, der Weitwanderer erklimmt dabei 12350 Höhenmeter. Dieser Weitwanderweg erstreckt sich von Rosenbach über Bad Eisenkappel, Solcava, Wolfsberg und Mühlen in der Steiermark. Drei Etappen verlaufen in Slowenien. Die Karawanken und die Saualm sind mit diesem Weg verbunden. Höchster Berg ist der Zirbitzkogel mit 2396 m Meereshöhe. Die Karawanken mit Koschuta, Hochobir und Petzen, dass Jaun- und das Lavanttal sind mit dabei.
Mojstrana
Das slowenische Bergsteigermuseum Mojstrana zeigt die Geschichte des Bergsteigens in der Region Slowenien und gibt den Besuchern Einblick in die slowenischen Alpen.
Tržič
Slowenische Bergschuhe von Pro Alp. Schuhmachermeister Matej Slapar aus Tržič stellt seit fast 30 Jahren traditionelle Schuhe, aus Naturmaterialien und überwiegend in Handarbeit her. Er ist Spezialist für modische Wander-, Berg- und Barfussschuhe. Außerdem produziert Matej perfekt sitzende Maßanfertigungen für Bergschuhe und dies zu einem günstigen Preis. Hersteller Manufaktur Kontakt Matej Slapar: +38641711806
Was ist Interreg?
Interreg, oder wie es offiziell heißt, die “europäische territoriale Zusammenarbeit”, ist Teil der Struktur- und Investitionspolitik der Europäischen Union. Seit mehr als 20 Jahren werden damit grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Regionen und Städten unterstützt, die das tägliche Leben beeinflussen, zum Beispiel im Verkehr, beim Arbeitsmarkt und im Umweltschutz. (Quelle: Interreg)
