Eiszeitkunst im Urmu. Was gibt es Schöneres als eine Zeitreise in die Vergangenheit zu unternehmen? Um zu sehen, wo unsere eigenen Wurzeln sind. Woher wir kommen und wie wir geworden sind, was wir heute sind. In den Schwäbischen Karsthöhlen, wo die Steinzeitmenschen lebten, aber auch in den umliegenden Museen in Tübingen, Stuttgart, Blaubeuren und Ulm sind die eiszeitlichen Funde im Original ausgestellt. Die ersten Besucher kommen aus Amerika und Japan um die Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb zu bestaunen. Sie haben von den aufsehenerregenden Ausgrabungen aus der Schwäbischen Alb in Fachpublikationen gelesen oder sahen Repliken im Smithsonian Institut und anderen Museen der Welt. Sie besuchen die eiszeitlichen Fundstellen und besuchen die Museen mit einmaligen Ausstellungsstücken de Eiszeitkunst.
Eiszeitkunst der Schwäbische Alb
Die Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb ist noch wenig bekannt. Die archäologischen Funde sind einmalige Schätze von Weltrang. Mit der Venus vom Hohle Fels, dem Löwenmensch aus der Stadelhöhle und den eiszeitlichen Tierfiguren aus der Vogelherd-Höhle sind die ältesten bisher bekannten Zeugnisse menschlicher Kultur und Kunst entdeckt worden. Die Landschaft der Schwäbischen Alb ist wunderbar, der Wein und das Essen vorzüglich.
Prof. Nicholas Conard stimmt uns auf den Besuch der Höhle ein.
„Stellt euch die Zeit vor 35 – 40 000 Jahren vor. Ihr müsst alle Autos, Häuser und Bäume wegdenken. Früher war hier offenes, weites Grasland. Es wuchsen kleine Bäume, Zwergbirken und Weiden. Wenn ihr ins Tal schaut, war in der vorletzten Eiszeit hier der Lauf der Donau. In der schwäbischen Alb bildeten sich über Jahrhundertausende Karstquellen und Höhlen. Im Urdonautal fließt heute die Ach und die Blau. Diese Flüsse entspringen großen Quelltöpfen. In den Ebenen grasten Mammute, Pferde, Rentiere und Wisente. Fleischfresser wie Löwen und Hyänen lebten hier. Die Höhlen waren bewohnt vom Höhlenbären, er war ein Drittel größer als der heutige Grizzly und erreichte eine Schulterhöhe von 1,50 Meter. Der Homo sapiens jagte Bären, bevorzugt, wenn sie im Winterschlaf in ihren Höhlen lagen. Sie lieferten ihm warmes Fell, Nahrung und Knochen für Werkzeuge.“
Zurück in die Steinzeit
Die Alltags- und Verkehrsgeräusche sind verschwunden, als wir die Höhle betreten. Nur Kies knirscht unter unseren Sohlen. Die Luft fühlt sich kühl und feucht auf der Haut an. In der Höhlenhalle bittet uns Professor J. Nicholas Conard für einige Minuten ganz ruhig zu sein. Wassertropfen fallen, um uns ist Dunkelheit und Stille. Wir hören den Atem der anderen. Die Akustik ist perfekt. H „Menschen der Eiszeit haben hier Eiszeitkunst aus Mammutelfenbein hergestellt und auf Flöten musiziert. Die Höhle ist eine perfekte Bühne, um Geschichten zu erzählen, für Musik, Kunst und Gesang“, erläutert Nicholas J. Conard.
Professor J. Nicholas Conard erforscht Eiszeitkunst






Wer suchet der findet
In den 50 er Jahren durchsucht der Archäologe Gustav Riek den Fundplatz „Hohle Fels“, später Hahn und weitere Archäologen. Von 1997 bis heute leitet Nicholas J. Conard von der Universität Tübingen die Ausgrabung. Ein Grabungsbezirk wird in Flächen mit jeweils einem Quadratmeter unterteilt und geviertelt. Danach beginnen Archäologen mit Kelle, Skalpell und Pinzette Schicht um Schicht senkrecht nach unten zu graben. Immer tiefer und tiefer stoßen sie in neue Horizonte der Kulturgeschichte des Menschen vor. Tiefer in die Vergangenheit, ein klein wenig näher und näher an die Erkenntnis, wer wir sind und woher wir kommen.
Der Suchbezirk wo Eiszeitkunst vermutet wird, wird sorgfältig eingemessen und die Lage jedes Fundstücks dokumentiert. Die Fundstücke werden geborgen, gewaschen und zusammengesetzt, denn alle Funde sind wichtige Daten- und Informationsträger. Ein Jahr archäologische Grabung liefert Material für Dokumentation, Altersbestimmung, Spektralanalyse, Pollenanalyse, Dendrochronologie, Archivierung, Konservierung, Interpretation… und Aufarbeitung für viele Jahre. Die interessantesten Teile kommen ins Museum, wo wir sie bestaunen können.
Spuren des Homo sapiens
Die acht Quadratmeter große Grabungsfläche wurde bis in die Neandertalerzeit durchsucht. In diesem Zeithorizont gab es ganz wenig Steinartefakte und keine Skulpturen. Neandertaler lebten als Teil der Naturlandschaft in kleineren Gruppen. Die Grabungsschichten belegen, dass sich in der Schwäbischen Alb Neandertaler und Homo sapiens nie begegnet sind. Erst nach einer lang andauernden Besiedelungspause kam der Moderne Mensch (Homo sapiens) in die Schwäbische Alb. Forscher fanden unzählige Spuren im feuchten Sediment: Werkzeuge, Steinartefakte, dreidimensionale Schmuckstücke und Figuren. Daneben Abfall, Essensreste und Knochenkohle. Die Schichten mit Knochenkohle ermöglichen eine genaue Datierung und Zuordnung zu den einzelnen Zeithorizonten.
Überraschung in der Tiefe
Im Sommer 2008 fanden Studenten des archäologischen Instituts Tübingen neun Teile der Venusfigur. Nicht weit daneben lag die Gänsegeierflöte. Professor Conard eilte unter strengster Geheimhaltung zur Fundstelle. Emotionen und Begeisterung unter den Archäologen waren riesig. Conard sagt: „Ball flach halten und erst nach allen Seiten absichern“. In dieser Schicht lag eine unendliche Vielfalt von Eiszeitkunst, symbolische Artefakte und dreidimensionale Schmuckstücke, die gut zu erfassen und zu datieren waren. Bis heute erwarten die Forscher der Eiszeitkunst jeden Tag Überraschungen und spektakuläre, neue Funde in den Höhlen der „Alb“.
Eiszeitkunst im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren
Das Urgeschichtliche Museum in Blaubeuren wurde bereits 1965 auf Initiative von Gustav Riek, dem damaligen Professor für Urgeschichte an der Universität Tübingen, gegründet. Das Museum wurde in den letzten Jahren erweitert und präsentiert Eiszeitkunst, die in Karsthöhlen der Schwäbischen Alb gefunden wurden. Das Urmu-Musuem ist Aushängeschild der Universität, der Stadt Blaubeuren und der Region. Am 18. Mai 2014 zog die „Venus vom Hohle Fels“ im Museum ein. Sie hat ihren endgültigen Stammplatz im zentralen Museum für Altsteinzeit und Eiszeitkunst im Baden-Württemberg gefunden. Hier wird die Eiszeitkunst und das Leben der steinzeitlichen Jäger und Sammler dem Besucher präsentiert. Das Museum erklärt, warum Kunst, Musik und Schmuck so wichtig war für die Entwicklung von uns Menschen, und zeigt die Originalfunde. Das Museum soll nach und nach ausgebaut und zur zentralen Anlaufstelle für archäologische Funde der Schwäbischen Alb werden. Außerdem läuft ein Antrag, die Fundstellen und Höhlen des Ach- und Lohnetals zum Weltkulturerbe der UNESCO zu erklären.








Steinzeitliches Flötenspiel im Hohle Fels
Der Feinwerk-Ingenieur Friedrich Seeberger rekonstruierte in Zusammenarbeit mit dem Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren 35 000 Jahre alte Knochen- und Elfenbeinflöten. Die Melodie stammt von Friedrich Seeberger, er spielt die Flöte selbst. Die Akustik im Hohle Fels ist perfekt. Der Klang rein und klar.
Ausflugstipps:
- Im Museum gibt es ein breitgefächertes museumspädagogisches Programm für Familien, Kinder und Schulen:
- „Tatort Steinzeit“. Am Anfang aller archäologischen Funde steht die Ausgrabung. Wie gegraben, gemessen und neue Funde bestimmt werden, können Kinder und Jugendgruppen miterleben und lernen.
- Eiszeitkunst für Erwachsene. Wie wurde der Mensch zum Künstler? Kunst und Kreativität ist kein Luxus, sondern elementares Bedürfnis. Notwendig für die Bewältigung der Zukunft.
- Ferienprogramme für Kinder. Wie kochte der Steinzeitmensch? Wie stellte er seine Werkzeuge her? Seinen Schmuck? Speer und Speerschleuder?
- Wanderungen: Zurück in die Steinzeit, Höhlenwanderungen, Natur am Blautopf….
Auf Anfrage bietet Archäologe Hannes Wiedmann M.A. erlebnisreiche Führungen für Gruppen und Interessierte an. Dabei kommen Sie zu den Höhlen und Fundplätzen der archäologischen Schätze im Ach- und Lonetal. Dazu gehört auch eine Führung in den Museen in Blaubeuren und in Ulm. Kontakt: www.spuren.org
Kontakt Museum:
Urgeschichtliches Museum Blaubeuren
Kirchplatz 10
89143 Blaubeuren

Vielen Dank für die Fotoerlaubnis in den Museen und Baden-Württembergtourismus für die Einladung zur Pressefahrt.